Wie Ghostwriting gelingt

Cowgirl mit Peitsche in der Hand, ein treffendes Bild für die Attitüde mancher Ghostwriting-Auftraggeber

Ghostwriter sind weder Schreibsklaven noch Hellseher. Vier Tipps, um das Schreiben-Lassen zu einer guten Erfahrung für beide Seiten zu machen.

Nicht jedem ist es in die Wiege gelegt, Dinge gut und rund in Worte zu fassen. Vielfach fehlt die Gabe, die Zeit, die nötige Ruhe und Strukturiertheit, um Texte abzuliefern, die lesbar sind. Das passiert auch Menschen, die immer wieder mal als Autor auftreten wollen (oder müssen).

Für sie wurde das Ghostwriting erfunden. Man beauftragt jemanden, der alles oben Genannte beherrscht und überlässt ihm die Textierung, für die man selbst als Autor in Erscheinung tritt. Gegen Bezahlung natürlich. Ein schönes, zusätzliches Geschäftsfeld für Texter, das bei Grußworten beginnt, sich über Jahrbuch-, Gast- oder Blogbeiträge spannt und irgendwo bei den eigenen Memoiren in Buchform aufhört.

Als Texterin habe ich seeehr unterschiedliche Erfahrungen mit solchen Aufträgen gemacht. Von „niemals wieder“ bis zu „klappt richtig gut“ war alles dabei. Zum guten Teil gehören die Blogbeiträge des Stadtmarketing Verbandes Österreich, deshalb bin ich dort schon seit Jahren Teil des Ghostwritingteams.

Thematisch & finanziell attraktiv?

Als selbstständige Texterin achtet man eigentlich schon aus rein ökonomischen Gründen darauf, dass die Arbeit auch auf den eigenen Namen einzahlt. Tut sie das nicht, sind zwei Dinge die Basis: Inhaltliche und finanzielle Attraktivität des Auftrages. Will heißen: Mich muss das Thema an sich interessieren, über das ich schreiben soll. Und es muss fair bezahlt werden, dass da jemand anderes einfach so seinen Namen drunterschreibt.

Aber damit fängt’s erst an. Ich bin als Ghostwriterin immer wieder mit halbseidenen Infos, befehlsartigen Zurufen und Zwischen-Tür-und-Angel-Aufträgen behelligt worden, dass es mir ein Riesen-Anliegen ist, ein paar Dinge zu klären.

Hier also die vier Dinge, die Sie schon immer über die Arbeit mit Ghostwritern wissen wollten – aber bisher immer zu gestresst waren, sie zu behirnen:

1. Ghostwriter sind keine Schreibsklaven.

Leider ein häufiges Missverständnis. Ghostwriter sind Menschen, die ihr Talent und ihre Erfahrung damit, die Welt in Worte zu fassen, gegen Geld zur Verfügung stellen. Meist an jemanden, der über diese Skills nicht verfügt oder sich die Zeit dafür nicht nehmen will.

Insofern ist ein Ghostwriter ein Handwerker, der nach genauen Anweisungen arbeitet, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen. Ähnlich wie ein Tischler oder eine Schneiderin. Auch das sind ja Spezialisten ihres Fachs und keine Untertanen, die man vor sich her scheucht. Ghostwriter entlasten Menschen, die nicht selbst schreiben können oder wollen. Grund genug, aber sowas von nett zu ihnen zu sein.

2. Das Big Picture.

Wer ein Essay, ein Buch, einen Fachbeitrag oder sonstwas mithilfe eines Ghostwriters veröffentlichen will, braucht eine klare Vorstellung darüber, was er denn ausdrücken möchte. Nichts ist öder für Texterinnen, als wenn der Auftraggeber seine Message selbst nicht so genau benennen kann. Also bitte erst mal ein paar Fragen klären wie: Worum geht’s mir in Kern? Was will ich eigentlich sagen mit dem Text? Was ist die tiefere Botschaft, die dieser Text transportieren soll?

Und da braucht es definitiv eine größere Vision als „Ich möchte mit Bild und Namen als Autor aufscheinen und den Link dann auf meinem Facebook teilen können“. Jeder Text steht für seinen Autor – mit allen Ecken und Kanten, mit seiner Geschichte und seinen Überzeugungen, mit seinen Werten und seiner ganz persönlichen Ethik. Schnöde Eitelkeit allein ist bei weitem zu wenig. Just saying.

3. Ein Briefing, das diese Bezeichnung verdient.

Das besteht aus einem ausführlichen Gespräch auf Augenhöhe, für das sich die Auftraggeberin genügend Zeit nimmt. Ghostwriter können vielleicht gut schreiben, aber sicher nicht hellsehen.

Sie müssen verstehen, welchen Zugang jemand zu einem Thema hat. Sie müssen in den Mind des anderen, um in dessen Sinne schreiben zu können. Ein hingerotztes „Schreibens einmal was und ich schau dann, ob mit das so passt“, ist frustrierend, letztlich für beide Seiten. Sich zusammensetzen und in Ruhe darüber reden ist das Mindeste, was jemand, der ghostwriten lässt, einliefern muss.

4. Wissen und Infos bereitstellen.

Meist geht es ja im Ghostwriting darum, jemandes Expertise zu verschriftlichen. Da reicht es selten, wenn man der Texterin ein paar Begriffe hinwirft und darauf hofft, dass sie die Prioritäten schon richtig heraushören wird.

Ghostwriting setzt immer auch intensive Vorarbeiten des offiziell aufscheinenden Autors voraus. Das heißt: Daten, Fakten, Zahlen, Anekdoten sammeln, grob priorisieren und mündlich oder schriftlich in Stichworten zur Verfügung stellen bzw. Themen klären, die noch zu recherchieren sind. Alles andere ist ein Herumstochern, das nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen kann!

Fazit

Ghostwriting ist zwar ein „Text gegen Geld“-Geschäft, kann aber nur klappen, wenn der Auftraggeber sich mit seinen Standpunkten und seinem Insiderwissen voll einbringt. Text braucht immer die persönliche Färbung des Autors, die die Ghostwriterin in diesem Fall imitieren soll.

Ein tief greifendes Briefing, Kommunikation auf Augenhöhe, ein Text-Ziel sowie die umfassende Bereitstellung des eigenen Wissens sind Basis einer erfolgreichen Kooperation.

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