7 Textsorten für Chat GPT

Die KI-gesteuerte Plattform Chat GPT rüttelt ordentlich an unseren Selbstverständnis als einzige Spezies, die zu einer sinn- und inhaltsvollen Aneinanderreihung von Worten fähig ist. In Gesprächen mit Journalisten oder Werbetextern ist oft herauszuhören, wie sehr die Szene um ihre Zukunft bangt. Teils wird auch einfach alles negiert, was diese Maschine kann, sprich: Kopf in den Sand.

Schlechte Strategie, vor allem langfristig. Ich setze da lieber auf das Prinzip „Know your enemy“. Ein paar Wochen Herumspielen mit dem Ding hat’s gedauert, aber jetzt nutze ich dieses Tool für viele Zwecke meiner schreiberischen Tätigkeit. Die Vorteile überwiegen nämlich.

Maschine denkt, Mensch lenkt

Texte erstellen mit Chat GPT heißt (noch?) nicht: Die Maschine schreibt statt mir. Sondern: Die Maschine schreibt auf meine Anweisung hin, mit dem Wissen, das ich ihr zur Verfügung stelle. Insofern braucht es auch jetzt immer noch Menschen, die beim Erstellen von Texten wissen, wie man Infos recherchiert, die eine Idee haben, wie man den Inhalt gliedert, wo man die Schwerpunkte setzen soll, welche Fakten dafür wichtig bzw. unwichtig sind und wie man das rund und klingend in Worte fasst.

Chat GPT liefert in erster Linie in atemberaubender Geschwindigkeit Vorschläge, wie etwas formuliert werden könnte, natürlich aufgefettet mit ein paar eigenen Inputs zum Thema. Außerdem hat die KI unterschiedliche Tonalitäten drauf, kann Texte formell, lustig, auf jugendlich, sachlich, prahlerisch oder weiß Gott wie formulieren. Das auszutesten ist ein Spaß! Manches klappt gut, manches (etwa: Slogans entwerfen, die gut klingen) nicht so gut.

Aber für folgende 7 Textsorten bzw. -aufgaben hol ich mir derzeit gern Unterstützung von Chat GPT, so viel ist fix.

1. Blogartikel & Listicals

Blogbeiträge sollen Wissen vermitteln, Userfreundlichkeit und Servcieorientierung sind prioritär. Blogartikel schreiben heißt auch immer: viel Struktur in einen komplexen Inhalt zu bringen. Aufzählungen sind eher die Regel als die Ausnahme.

Sich Überblick verschaffen

Früher hab ich für solche aufwändigen Listicals vorab im Netz recherchiert, seitenweise ausgedruckt, mich eingelesen, Notizen gemacht, angeordnet. Um den groben Überblick zu erlangen, ab dem man dann genug weiß für eine konkrete Recherche von Fallbeispielen oder das Führen von Interviews geht.

Mit ChatGPT geht das um Welten schneller. Den ersten groben Überblick gibt’s von der KI auf Knopfdruck, da reicht eine Fragestellung. Will ich es genauer wissen, frage ich nach. Und zwar solange, bis ich das Gefühl guter Orientierung in dem Thema habe.

Blogbeiträge ausformulieren lassen

Doch auch nach der Grobeinteilung ist ChatGPT eine angenehme Unterstützung. Auch bei regionalen Blogthemen, die ich beispielsweise für den Stadtblog von Klagenfurt schreiben muss. Hier geht’s nicht darum, Wissen von der Technik zu generieren, sondern lediglich um die Formulierungsarbeit (in der wie wir wissen jede Menge Zeit stecken kann). Und so kann man dabei vorgehen:

  • Gliederung. Die Maschine mit der gewünschten Textstruktur füttern und einen ersten Textentwurf erstellen zu lassen.
  • Feintuning. Dann geht’s in die einzelnen Punkte und ihren thematischen Fokus: „Ergänze zu Punkt 2 folgende Fakten und Stichworte….“
  • Einleitung. Ich gebe im Textfeld einzelne Aspekte vor, die er für den Einstieg verwenden soll. „Bitte beginne den Blogbeitrag damit, dass …“
  • Fazit. Am Ende jedes Blogbeitrags empfiehlt sich eine kurze Zusammenfassung des Geschriebenen. Auch das kriegt Chat GPT im nullkommanichts hin.

Was ist nun der Vorteil zum Selberschreiben? Es geht viel, viel schneller. Und die Maschine kommt manchmal auf Formulierungen und Hervorheben von Teilaspekten, die man selber so nicht am Schirm hatte.

Und wenn ich mit manchen Formulierungen nicht zufrieden bin, kann ich sie als Texterin ja jederzeit umschreiben und verbessern. Insofern arbeitet die Maschine für mich, nicht statt mir. Ein wesentlicher Unterschied.

2. Instagram Captions

Meinen persönlichen Insta-Account sind eine andere Baustelle. Aber für meine Arbeit- und Auftraggeber, die regelmäßige Postings erwarten, verfasse ich die Instagram Captions jetzt mit Chat GPT. Vor allem wegen der Emojis, die ich dann nicht mühsam zusammensuchen muss, sondern die von Chat GPT automatisch in den Postingtext eingefügt werden. Auch ein paar Hashtags werden ohne Rückfrage mitgeliefert. Das entlastet echt!

Vor allem wirft die Maschine nicht nur eine Caption aus, die ich dann nehmen muss, sondern auf Geheiß gleich mehrere Varianten, aus denen ich wählen kann oder die ich auf Wunsch auch von ihm kombinieren lassen kann.

Für die Anweisung, also den „Prompt“ an Chat GPT, sind folgende Dinge wichtig:

  • Sagen, dass er eine Instagram Caption formulieren soll
  • Eckdaten angeben (etwa bei einer Ankündigung: Termin, Uhrzeit, Ort, etc.)
  • Mit den Fakten füttern (was, wer, wo, wie, wann, warum)
  • Tonalität (soll es formell klingen? Salopp? Straight? Soll ein Du angesprochen werden, ein Ihr, ein Sie?….)

Auch hier der unleugbare Vorteil: Es geht schneller. Die Suche nach Emojis, Hashtags fällt aus oder verkürzt sich. Und letztlich ist es weniger zeitaufwändig, aus ein paar Varianten wählen zu können als jeden Satz selbst zusammenzuzimmern.

Ich twittere ja nicht, aber auch dafür hat Chat GPT alle Skills, wie ich aus Tutorials lernen konnte. Der Bot twittert sogar im Stile großer Namen in dem Kanal, die er in der Tonalität offenbar exakt kopieren kann.

3. (Schwierige) Mails

Mails schreiben geht prinzipiell echt noch selbst. Aber hin und wieder gibt’s spezielle Fälle, bei denen ich gerne auf Unterstützung der Technik zurückgreife. Etwa wenn’s um sehr formelle Inhalte und akkurate Tonalität geht, geh ich gern auf Nummer Sicher und lass den Chat GPT ran.

Für meinen Arbeitgeber sollte ich zuletzt ein Mail formulieren, bei dem die Teilnehmer eines Gewinnspiels über ihren Gewinn informiert werden und die Modalitäten, wie sie zu diesem Sachpreis kommen. Dabei ging es auch um Fristen und sonstige Bedingungen, die schlagend wurden. Ich hab diese Stichworte einfach eingegeben und dem Chatbot formulieren lassen.

Nochmal kurz drüberkorrigieren (manchmal sind die KI-Texte etwas hölzern oder mit Wortwiederholungen gespickt) und das Ding war fertig. Kostete mich vielleicht ein Viertel bis die Hälfte der Zeit, die ich gebraucht hätte, wenn ich es selbst in Worte gefasst hätte.

4. Einfache-Sprache-Texte

Jeder Text sollte verständlich sein. Aber gerade wenn man sich beispielsweise an eine sehr junge Zielgruppe wendet, muss der Text in einfacher Sprache und sein Inhalt leicht nachvollziehbar formuliert sein.

Ich wage zu behaupten, dass ich höhere Textverständlichkeit ein paar Jahre beruflich geradezu studiert sowie etliche Weiterbildungen dazu besucht habe. Aber mit Chat GPT geht’s wieder mal viel schneller, als wenn man es selbst macht.

Und so klappt’s:

  • Einfach den vorhandenen, sperrigen Text in das Dialogfeld eingeben mit der Bitte, ihn verständlich für ein Kind von – Hausnummer: 8 Jahren umzuschreiben.
  • Die Maschine trimmt den Text sofort auf einfach.
  • Wie immer: Was nicht gut klingt oder immer noch Vorwissen zum besseren Verständnis braucht, einfach selbst umformulieren oder texten lassen.

5. Pressemitteilungen

In den Kommunikationsabteilungen dieser Welt sind sie der öde Part des Jobs: Pressemitteilungen. Da geht es um die seltsame Gratwanderung zwischen: Ich vermittle ganz sachlich einen Inhalt – und: ich mach Tam-Tam für ein neues Produkt/Event/Errungenschaft meines Unternehmens oder meiner Community. Ein Balanceakt, der unnötig viel Hirnschmalz verbraucht.

Chat GPT ist da zum Glück komplett schmerzbefreit. Mit den wichtigsten Eckpunkten und Antworten auf die zentralen W-Fragen gefüttert, komponiert er eine Presseinfo aus jedem noch so kruden Input. Und die klingt meistens schon akzeptabel. Natürlich kann man da und dort nachfeilen und ergänzen, aber die Zeitersparnis zur DIY-Pressemitteilung ist auch hier – grandios!

6. Diverse Standards & Formulare

Zuletzt hatte Chat GPT für mich schon seinen Einsatzbereich in raren Standard-Textsorten wie Kondolenzschreiben. Vor allem bei einer schriftlichen Beileidsbekundungen für jemanden, den ich kaum kenne und der jemanden verloren hat, den ich gar nicht kannte, war das ein echter Segen.

Mein Eingabetext lautete:

Bitte schreibe einen Kondolenzbrief an Herrn xxyy. Seine betagte Mutter ist vor ein paar Tagen gestorben und wir als Team möchten ihm unser auftrichtiges Beileid ausdrücken. Bitte sehr höflich und einfühlsam, aber eher kurz gehalten.

Heraus kam ein absolut passabler, schön in ein paar weiteren Aspekten der Situation ausformulierter und im Ton angemessener Kondolenztext an besagten Herrn. Hier erwies sich das KI-Tool als sehr praktische Krücke.

Formulare, Formulare

Auch Formulare wie Dienstzeugnisse zu texten (ja, auch so etwas landet oft in Kommunikationsabteilungen) sind mit Chat GPT ein Lercherl. Man erspart sich die langwierigen Orientierungs- und Einleseprozesse auf Google, wie das ausschauen soll und welche Botschaften man hinter welchen Sprach-Codes verstecken muss. Die KI macht das, liefert Vorschläge, arbeitet auf Anweisung nochmal drüber. Und man selbst hat Hirnraum frei für echtes kreatives Arbeiten.

7. Ergänzende Infos zu Reportagen

Den sinnlichen Eindruck wird uns Chat GPT hoffentlich so schnell nicht abspenstig machen können, dafür muss man als Mensch wirklich vor Ort gewesen sein. Aber manchmal sucht man nach speziellen Infos, witzigen Zitaten oder schrägen Anekdoten, um einen Ort, eine Situation, eine Begegnung gut einfassen zu können.

Für eine Reise-Reportage über einen malerischen Ort hab ich nach einem guten Running Gag gesucht und mal „Zitate über xy“ (also den Ort) eingegeben. Und da spuckte das Tool in Windeseile sechs Aussprüche von verschiedenen berühmten Personen über den Ort aus, die teilweise sehr gute Ansatzpunkte für den Aufbau der Geschichte lieferten.

Auch hierbei hilft die Maschine mit ihrer punktgenauen Schnelligkeit. Beim Googlen solcher Zitate wäre ich wohl ziemlich lange gesessen, um was Passendes zu finden. So wird einfach eine Liste von Zitaten ausgeworfen, aus denen man dann ganz lässig auswählen kann.

Fazit

Mag sein, dass die Arbeitslandschaft vor allem der schreibenden Zunft – Autoren, Journalisten, Texter – vor riesigen Verwerfungen steht. Aber: Diese KI ist jetzt da. Also let’s deal with it!

Meine Versuche an verschiedenen Textsorten, mit denen ich in meinem schreiberischen Alltag konfrontiert bin, endeten fast alle in ziemlicher Beglückung. Nicht, weil die Maschine jetzt die ganze Arbeit macht. Sondern weil sie die Arbeit macht, die im Laufe eines Tages erfahrungsgemäß anstrengender wird: Das Ausformulieren von (teils komplexen) Inhalten.

Und ja: Es braucht immer noch einen menschlichen Auskenner, der Chat GPT mit Wissen füttert und seine Ergüsse kontrolliert. Die Ergebnisse, die er ausspuckt, müssen beim menschlichen Gegenüber immer auf kritisches Hinterfragen dessen treffen und nötigenfalls eine Korrektur nach sich ziehen. Meines Erachtens sind das Fähigkeiten, die sich in Zeiten von Fake-News sowieso dringend zu Standardskills entwickeln müssen.

Auch wenn ich dadurch meine eigenen Talente und Aufgabenfelder umschichten und neu priorisieren muss: Unterm Strich ist dieses KI-Ding ein Gewinn. Period.

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